25. Hofer Triathlon - Rückblick der besonderen Art


1983

Als vor gut einem Vierteljahrhundert die Triathlon-Welle aus den USA über den großen Teich nach Deutschland und 1983 nach Hof schwappte, ahnte wohl niemand, dass sich dieser "Modesport" so rasant und der Wettkampf am Hofer Untreusee zu einer der beliebtesten Triathlon-Veranstaltungen in ganz Deutschland entwickeln würde. Die Jubiläumsveranstaltung gibt genügend Anlass für einen kleinen Rückblick auf ein paar Geschichten und Anekdoten am Rande, die wir, die Brüder Bernhuber vor allem in den Anfangsjahren erlebt haben.

Vorbelastet durch den im Herbst 1982 ausgestrahlten Fernsehbericht über den Ironman Haiwaii, bei dem der legendäre Dave Scott in einer unglaublichen Zeit von 9:08 Std. den Beginn seiner damaligen Siegesserie einleitete, war uns die Sportart nicht mehr gänzlich unbekannt.

Als mir mein älterer, damals neunzehnjähriger Bruder Uwe irgendwann im Frühsommer 1983 vom Vorhaben der IfL Hof, einen Triathlon zu veranstalten, berichtete, war ich mit ihm sofort einer Meinung, dass wir das auch mal ausprobieren sollten, zumal wir Laufen und Schwimmen ohnehin schon mehr oder weniger wettkampfmäßig betrieben.

Vom Triathlon-Virus vollends infiziert, bereitete sich jeder auf seine Art auf den 1. Hofer Volkstriathlon vor, der Mitte September den Abschluss eines sehr heißen Sommers 1983 bildete. Uwe, mit seinen 171cm eher von mittlerer Körpergröße, lieh sich von seinem viel größeren Kumpel ein Rennrad aus, Rahmengröße 60! Macht nix! Hauptsache 10 –Gang-Schaltung. Dass ihm die während des Wettkampfes mitunter unergonomische Sitz- oder besser gesagt Stehposition wertvolle Zeit kostete, war ihm egal.

Um den "Druck" ordentlich auf die Pedalen zu bekommen, schraubte er von seinen alten Fußballschuhen die Stollen ab und zog die Riemchen der Pedalkörbe bis kurz vorm Blutstau zu.

Bruder Bernd (damals 12 Jahre und heutzutage allenfalls beim Schülertriathlon start-berechtigt), ging zwar weniger technisch ambitioniert aber nicht minder motiviert zu Werke. 25 Jahre Triathlon in Hof Das neue Jugendsportrad mit Rennlenker und 5-Gang-Positronschaltung wurde durch die Demontage unwichtiger Teile auf ein einigermaßen annehmbares Gewicht gebracht, damit der Schlussanstieg von der Eppenreuther Mühle hoch in den dazugehörigen Ort nicht zur unfreiwilligen Schiebeinlage geriet.

Geschafft haben wir die 500m Schwimmen, 29km Rad und die damals wie heute zu laufenden 2 Seerunden über 9km mit Erfolg und ohne bleibende Schäden, höchstens dass wir bis zum heutigen Tage verrückt auf Triathlon sind. Aber da sind wir glücklicherweise nicht allein.


1984 – Die Materialschlacht beginnt!

Steht man heutzutage als Triathlet ohne Neoprenanzug als Exot da, war es damals gerade andersrum! Juli 1984, die Wassertemperatur wird vom damaligen Veranstalter mit 16 Grad angegeben, wohl auch oder nur deshalb, um das Schwimmen und damit die Durchführung der zweiten Veranstaltung nicht zu gefährden. Die tatsächliche, 1m unter der Wasseroberfläche gemessene Temperatur lag jedoch nachweislich gerade einmal bei lausigen 12,6° C. Geschwommen wurde trotzdem. Die Folge: Beim Startschuss blieben rund ein Dutzend Sportler am Ufer des Untreusees stehen und verweigerten den Sprung ins "kühle" Nass! Die mühsam über das Jahr antrainierte und für 500m gerade so ausreichende Kraultechnik endete für einige ob der luftabschneidenden Wassertemperatur in einem hundekraulähnlichen Bruststil mit japsenden Begleiterscheinungen.

Während die meisten mit der lähmenden Kälte zu kämpfen hatten, sorgte eine junge Dame aus Ansbach mit US-amerikanischer Herkunft, Maureen Farley, für ein Novum. Mit einem für damalige Verhältnisse futuristisch anmutenden "Gummianzug" zog sie scheinbar mühelos durchs Wasser und stieg ohne "Erfrierungen" an den Bootsstegen wieder aus dem Wasser. Die Bernhuber-Brüder hatten den nahenden Kälteeinbruch bereits einige Tage zuvor registriert und reagierten auf ihre Weise auf das Problem:

25 Jahre Triathlon in Hof Mit kurz vor dem Startschuss vollflächig auf den Körper aufgetragener "Finalgonsalbe" hoffte man das Problem in den Griff zu bekommen. Leider verfehlte das durchblutungsfördernde Mittelchen im Wasser weitgehend seine Wirkung, aufgrund der darauffolgenden, körperlichen Belastung in Verbindung mit der Sonneneinstrahlung kam es leider erst nach dem Zieleinlauf zum erwünschten Effekt. Die Folgen waren schmerzhafte Verbrennungserscheinungen, deren Abklingen sich bis in die späten Abendstunden hineinzog. Und das mitunter an Körperstellen, auf die hier nicht näher eingegangen werden muss.

Fazit:

Die Neopren-ära hatta begonnen! Schon im darauffolgenden Jahr organisierte sich Uwe einen passenden Surf-Anzug, um den Anschluss zur Hofer Triathlonspitze nicht zu verpassen, Bernd musste noch ein paar Jahre warten, Sonderanfertigungen für Jugendliche unter 1,60m waren für einen Schüler einfach unbezahlbar!


Das Ende der Sturzring-ära

Albin Peetz, vielen Hofer Triathleten als ältester Triathlet der damaligen Zeit bekannt und gleichzeitig sportbegeisterter Großvater der bis vor einigen Jahren sehr erfolgreichen Susi Kästel sagte einmal: " Wenn beim Hofer Triathlon mol mei Ledersturzring nimmer erlaubt is, dann mach ich do draußen nimmer mit."

25 Jahre Triathlon in Hof War das Tragen eines Kopfschutzes in den Anfangsjahren jedem Triathleten selbst überlassen, entwickelte sich im Reglement ab etwa 1988 die Pflicht zum Tragen eines festen Kopfschutzes, die den klassischen Sturzring ablöste. Von der Vollplastikschale a la "Calimero" bis zum areodynamischen Tropfenhelm wurde alles probiert, was erlaubt war. Im Gegensatz zu den heutigen Modellen bekomme ich jetzt noch Nackenschmerzen, wenn ich an diese "Stahlhelme" nur denke.

Albin Peetz beendete tatsächlich irgendwann Ende der Achtziger Jahre seinen Ausflug in den Triathlonsport. Was aber eher alters- als kopfschutzbedingte Gründe hatte. Neulich kam er mir und einem Vereinskollegen von seiner sonntäglichen Radausfahrt entgegen. Und siehe da, die Helmpflicht ging auch an dem mittlerweile 88-jährigen nicht vorüber...


Hof = Perfekte Organisation

Dass man den Hofer Triathlon zweifelsfrei mit einer Organisation, die ihresgleichen sucht, verbinden darf, das beweisen die alljährlichen Teilnehmer und auch Zuschauer. Jeder Helfer trägt sein Scherflein zu dieser mittlerweile professionell aufgezogenen Veranstaltung bei. Die Wettkämpfer können sich darauf verlassen und voll auf ihren Wettkampf konzentrieren.

Bei anderen Veranstaltungen ist das mitunter nicht immer der Fall, was ich nach mehr als zwei Jahrzehnten Triathlonsport mit Teilnahmen u. a. in Roth, Immenstadt, Frankfurt, Hawaii und im sonstigen Bayern zu behaupten wage.

Dem ehemaligen Hofer Triathleten Wolfgang Göbel wiederfuhr einst bei den bayerischen Meisterschaften im Mittelfränkischen der Albtraum eines jeden Wettkämpfers. Nach dem Schwimmen in den Wechselpark jagend, suchte er verzweifelt nach seinen Schuhen. Doch die waren unauffindbar.

"Kreizdunnerwetter, wo senn meina Schuh...?"

Die Gründe für das Verschwinden sind bis heute ungeklärt.

In seiner Not nahm er das Angebot eines Zuschauers an. " Willst meina Halbschuh?" Ohne groß zu überlegen, schlüpfte er in die etwas zu großen Lederlatschen und fuhr damit nicht nur die 40km auf dem Rad, sondern absolvierte damit auch die abschließenden zehn Laufkilometer.

In Hof wäre so etwas nicht passiert.

25 Jahre Triathlon in Hof
Nach den heutigen Regeln der DTU wäre für diese Herren das Rennen bereits längst vorbei, neben dem Windschattenverstoß gleichzeitig Fahren ohne Helm. Doch 1984 sah man es noch nicht so eng.

25 Jahre Triathlon in Hof
Auch die "Oben-Ohne-Zeiten" sind längst regelwidrig und vorüber

25 Jahre Triathlon in Hof
No dope, no hope! Dedopt wurde schon immer was das Zeug hielt! Nur waren die Triathleten bei der Einnahme ihrer "Mittelchen" damals schon etwas cleverer als heute...! - Reinhard Eichner und Winfried Lenk

25 Jahre Triathlon in Hof
Radträger im Jahr 1984!

Die guten alten Stahlrahmen hielten eben noch etwas mehr aus (im Gegensatz zum Kotflügel rechts unten)

Bernd Bernhuber (SUUNTO TEAM TSV HOF)